Schulalltag: Ein Schüler benutzt das Geodreieck seines Banknachbarn, ohne ihn zu fragen. Dieser fordert verärgert sein Teil zurück. Die Situation eskaliert und endet in körperlicher Gewalt. Wie kann ein solcher Streit geschlichtet werden? Können externe Streitschlichter hier helfen?
Im Hebel-Gymnasium bieten die Lehrerinnen Valeria Linder und Kerstin Bellemann eine zweitägige Ausbildung zum Streitschlichter an. Im letzten Schuljahr musste die Ausbildung coronabedingt entfallen, nun haben sich wieder 13 interessierte Mittelstuf´ler – zehn Schülerinnen und drei Schüler – angemeldet. Sie wollen lernen, wie durch vermittelnde Gespräche Konflikte deeskaliert und gelöst werden können.
Hochmotiviert gehen die künftigen Schlichter in die Ausbildung: „Ich möchte mich für die Schule engagieren“, erklärt ein Schüler, der auch schon die Mentorenausbildung absolviert hat. An Beispielen wie dem Streit um das Geodreieck üben sie, mithilfe von Gesprächen den Streit beizulegen. Andere exemplarische Fälle sind das Gerangel an der Tischtennisplatte oder verletzende Beleidigungen. Die Jugendlichen lernen, wie sie die Sichtweisen der beiden Parteien genau erfragen können. Dabei stellen sie offene Fragen, spiegeln das Gesagte wider, fassen es strukturiert zusammen und finden so heraus, worum es den Personen wirklich geht. Denn oft verbirgt sich hinter dem aktuellen Streit ein weiterer Konflikt. Wichtig ist es, die Motive und Gefühle zu ermitteln, denn da können die Lösungsvorschläge ansetzen.
„Ich finde es wichtig dies zu lernen, damit es nicht so weit kommt, dass man Sachen sagt, die Freundschaften zerplatzen lassen“, meint eine Neuntklässlerin. „Ich denke, es ist gut zu wissen, wie man Konflikten aus dem Weg gehen kann“, ergänzt eine Schülerin aus der zehnten Klasse, „das ist in Alltagssituationen nützlich - aber auch später im Job.“
Birgit Schillinger