„Kein Autofahrer setzt sich morgens ins Auto mit dem Plan: Heute überfahre ich ein Kind“, erklärt Michael Fröhlich, Projektleiter der Verkehrspädagogik beim Heidelberger Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs ADFC. In drastischen Worten macht er den Schülern klar, dass ein Unfall nicht beabsichtigt ist, aber leichter passieren kann, wenn beispielsweise in der dunklen Jahreszeit das Kind kaum sichtbar ist – ob als Fußgänger oder Radfahrer.
Um dieses Problem nachhaltig zu verdeutlichen lässt Fröhlich die Schüler in den Dunkeltunnel schauen und berichten, was sie gesehen haben. Die eine Puppe mit heller Kleidung ist einigermaßen gut erkennbar, aber die andere auf dem unbeleuchteten Fahrrad ist nicht zu sehen. Das könnte die Sicht eines sich nähernden Autofahrers sein – er hat keine Chance, rechtzeitig zu bremsen. Das Schwetzinger Hebel-Gymnasium war dieses Jahr die letzte Station der alljährlichen Herbstaktion „Sehen und gesehen werden“, die der Heidelberger ADFC den Schulen der Region anbietet. Seit Oktober war das Team fast täglich in einer Schule zu Gast, hat dort den Dunkeltunnel aufgebaut, die Schüler aufgeklärt und auch die Fahrräder der Schüler auf ihre Sicherheit (Licht und Bremsen) untersucht. Dieses Jahr waren es 29 Schulen und 150 Klassen. „Als wir vor 15 Jahren anfingen, mussten wir unser Programm wie saures Bier aufdrängen, aber heute werden wir von Anfragen überrannt – und jedes Jahr kommen ein bis zwei neue Schule hinzu“, freut sich der Verkehrspädagoge Fröhlich. Deshalb baut auch das Team einen zweiten Dunkeltunnel, damit die Herbsttermin kompakter durchgeführt werden können. Insgesamt gehören zu dem Team sechs Personen.
Finanziert wird die Verkehrserziehung in Schwetzingen von der Stadt. Die Biologie- und Sportlehrerin Steffi Haaf, Verkehrsbeauftragte am Hebel-Gymnasium, hat den ADFC eingeladen und die schulische Organisation übernommen. Die fünften Klassen kommen nacheinander in den Genuss einer unterhaltsamen und lehrreichen Verkehrs-Lehrstunde bei Michael Fröhlich, der mit Witz seinem Namen alle Ehre machte. Inzwischen prüft sein Kollege Mike Fedorchenko die Räder der Schüler. „Das ist am Hebel-Gymnasium einmalig und sehr lobenswert: Hier engagiert sich der Elternbeirat und hilft beim Radcheck mit.“ Insgesamt war die Bilanz erfreulich: Die meisten Fahrräder waren gut ausgestattet.
Birgit Schillinger