15.07.20

Gedicht zum Bild einer sterbenden Ameise: Nabi Kessler vom Hebel-Gymnasium gewinnt Preis beim Landeswettbewerb

Der 30. „Landeswettbewerb Deutsche Sprache und Literatur“ Baden-Württemberg war dieses Jahr dem vor 250 Jahren geborenen Schriftsteller Friedrich Hölderlin gewidmet. Dennoch konnten die Themen auch ohne Bezug zu Hölderlin bearbeitet werden.

Die acht Aufgabenstellungen reichten von Essays, Kommentaren oder freien Texten zu „Zukunftsentwürfen in der Literatur“, zum „Schauplatz Wald“ oder zur „Macht der Metaphern“. Schüler ab Klasse zehn sind teilnahmeberechtigt.

Eine Aufgabe lautete „Bilder einer Ausstellung – Schreiben Sie fiktional zu realen Kunstwerken“. Nabi Kessler, Schüler der 11. Jahrgangsstufe am Hebel-Gymnasium, wählte sich dieses Thema und schrieb ein langes Gedicht zu zwei Kunstwerken. Das schwarz-weiße Gemälde „Death of an ant“ (Tod einer Ameise) von Nathan Oliviera inspirierte Nabi zu lyrisch verpackten Gedanken über eine sterbende Ameise.

Nabi nennt sein Gedicht „Ameisenworte“ und lässt das Tier und den Künstler sprechen: „Es ist zu viel auf Erden/zu viel Farbe/für meine schwarzen Striche,/ihr malt alles schön,/was ich bloß verwische,/es ist nie genug/mein farbloser Betrug,/was ich Kunst nenn.“ Nabi erzeugt durch einen freien Rhythmus und gelegentliche Reime eine besondere Melodie, die zu dem expressionistischen Bild von 1956 passt. Auch das bunte Gemälde Joan Miros „Figuren mit Hund vor der Sonne“ trug zu dem Text bei. Die leuchtenden Farben in Miros Werk tauchen im Gedicht beispielsweise in der Frage auf: „[G]laubt ihr mir,/dass ich aus ausgegrauten/Augen/im Verblauten/mehr Gold erkennen kann/als in den Farben, die hier unten brennen?“

Von 390 Einsendungen wurden 20 Preisträger ausgewählt – und Nabi Kessler ist dabei. Er hat ist damit zu einer Klausur eingeladen, durch die er sich für die deutsche Studienstiftung qualifizieren kann.

Birgit Schillinger