„Ihr seid mit Abstand die Besten“ stand in Kreide auf dem Schulhof geschrieben, als die Abiturienten zu den schriftlichen Prüfungen antraten.
Das ist Tradition: Die ein Schuljahr Jüngeren schreiben zur Motivation Sprüche auf den Boden. Dieses Abitur wird allen in besonderer Erinnerung bleiben. Die Corona-Einschränkungen erlaubten keinen üblichen Abitur-Ball mit dicht sitzenden Familien in der Aula, Händeschütteln, Essen am Büffet und gemeinsamem Tanz.
„Ich finde, dass das Hebel eine tollen Rahmen geschaffen hat“, lobte Oberbürgermeister Dr. René Pöltl das Arrangement: Die Schüler/innnen feierten jeweils aufgeteilt in den vier Tutorenkursen. Vier Mal gab es also im Abstand von eineinhalb Stunden in der Aula im kleineren Kreis eine Feierlichkeit mit Musik, Reden und den Preisverleihungen.
Schulleiter Stefan Ade griff in seiner Rede das Shakespeare-Drama „All´s well that ends well“ (deutsch: Ende gut, alles gut) auf. Leider passe das Zitat nicht in Gänze. Denn „die Welt scheint aus den Fugen geraten zu sein“, sorgt sich Ade. Und meint damit nicht nur die Corona-Pandemie. „Es findet ein politisch-gesellschaftlicher Wandel statt, der sich besonders deutlich an verschiedenen Hotspots der Erde zeigt, auch in Europa, auch in Deutschland.“ Der Schulleiter erwähnt „das äußerst besorgniserregende Aufflackern eines überwunden geglaubten Antisemitismus“ und „die Ausschreitungen in Stuttgart und Frankfurt, wo randalierende junge Menschen hasserfüllt gegen Polizisten vorgehen, Eigentum ihrer Mitmenschen hemmungslos zerstören und damit sehr deutlich zum Ausdruck bringen, dass ihnen unser Land, unsere Regeln menschlichen Miteinanders, letztlich unsere Werteordnung nichts bedeuten.“
Der mit 64 Absolventen relativ kleine Abiturjahrgang schaffte einen Notenschnitt von 2,4. Elias Zipf erreichte als Einziger die Traumnote 1,0. Für das beste Abitur erhielt er den Hebel-Preis der Stadt Schwetzingen, überreicht durch den Oberbürgermeister. „Corona hat der Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten: Wir waren zu sehr auf Globalisierung und auf Konsumrausch ausgerichtet“, gab Pöltl den Abiturienten auf den Weg. Über die Preisträger-Familie Zipf wusste er: „Am meisten freut sich jetzt der Großvater, der einmal Lehrer am Hebel gewesen war.“
Da er auch den besten Abitur-Aufsatz in Deutsch geschrieben hatte, durfte Elias den Scheffel-Preis in Empfang nehmen. Damit verbunden ist die Ehre, die Abiturrede halten zu dürfen. Elias betonte, dass „die Schule uns persönlich weitergebracht hat“. „Wir haben gelernt, mit Druck umzugehen, durchzuhalten und aus Fehlern zu lernen. Und dass es wichtig ist, zu verzeihen und sich gegenseitig zu respektieren. “
Der Vorsitzende des Freundeskreises Dr. Thomas Bartsch rezitierte aus einem Gedicht: „Du musst nichts über Steuern, Miete oder Versicherung in der Schule lernen - danke lieber deinem Lehrer, dass er dir Poesie beigebracht hat.“
Mehrere Preise erhielt Jan Vomstein, der in Astronomie, Physik und Mathematik herausstach. Ähnlich erfolgreich war Sophia Kornherr mit Preisen in Chemie und Physik. Ein sehr gutes Abitur mit Preisen in einzelnen Fächern schafften auch Paula Herz, Amelie Frieda Adlon, Amelie-Kristin Reitzner, Elisabeth Grumann und Sebastian Geschwill. Mit dem Preis des Elternbeirats für soziales Engagement wurden Lisa Krapp und Frederik Hans Gläß belohnt. Lisa hat sich in der Soli-AG unter anderem für Umweltschutz eingesetzt. Frederik ist immer zur Stelle, wenn es um Ton- und Bildtechnik in der Schule geht – also bei fast allen Veranstaltungen. Und so auch bei der eigenen Abiturfeier.
Birgit Schillinger