Eine leere Bühne. Ganz leer? Nein, da liegen Schuhe, Taschen, ein Notizbuch und allerlei Accessoires herum. Langsam schleichen sich Personen, ganz in Grau gekleidet, auf die Bühne. Sie suchen. Dann wählen sie sich ein Requisit aus. „Grey Room“ hat die Theater-AG ihr Stück genannt, das nun im Musiktrakt des Hebel-Gymnasiums eine umjubelte Premiere feierte.
Daniel Zischka, Leiter der Theater-AG, hat zusammen mit Referendarin Henriette Fuchs eine spannende und unterhaltsame Inszenierung mit den Schülerinnen erarbeitet. Unterstützt wurden sie von Tim Johnston und Emil Seel aus der Technik AG.
Nachdem die grauen Schauspieler ihr Zubehör und damit ihre individuelle Rolle gefunden haben, beginnt die Geschichte: Frank (Annabell Philipp) ahnt nicht, dass sein WG-Mitbewohner Ewald (Emilia Pilato) sehr viele Personen zu einer Party eingeladen hat. Da treffen beispielswiese die nervige Vielrednerin Renate (Leni Landeck) mit einem Billigwein-Geschenk und die besonnene Brigitte (Martha Löschel), die sich rührig um ihre mitgebrachte Zimmerpflanze kümmert, ein. Der hungrige Werner (Felicitas Aumüller) schleicht sich immer ans Buffett, während die nicht allzu gebildeten Lisa (Neele Binder) und Liz (Kayla Tan) über die scharfen Blätterteigtaschen von Hakan (Isabelle Reffert) lästern. Wortwitz und Situationskomik bereiteten den Zuschauern viel Spaß.
Nun erzählt Schriftsteller Robert (Franka Hellmann) von seinem neuen Roman. Und plötzlich tauchen diese fiktiven Personen in der Partygesellschaft auf: Femme fatale Kitty (Lucía Ballestero) betrügt ihren geschäftstüchtigen Mann George (Aimee Boege) mit dem abgebrühten Jack (Lorida Disha). Das Pärchen plant, George umzubringen. Dann passieren sogar zwei Morde – aber geschehen sie in der Realität oder nur in der Geschichte?
Die Handlung lehnt sich an das Drama „Die vierte Wand“ von Peter Reul an. Die vierte Wand ist die unsichtbare „Wand“ zwischen Zuschauern und Bühne. Doch in diesem postmodernen Krimikomödie durchbrechen Schauspieler und dann auch noch die Romanfiguren diese Barriere, sodass am Ende nicht mehr klar ist, wo das Bühnengeschehen endet. Oder sind vielleicht auch die Zuschauer nur erfunden? Ob Fiktion oder nicht – am Ende gab es realen, verdienten Applaus für das Team.
Birgit Schillinger