31.01.24

Theater-AG zeigt grotesken Einakter auf hohem Niveau

Wie tiefgründig und unterhaltsam absurdes Theater sein kann, bewies die Inszenierung der Theater-AG am Hebel-Gymnasium. Unter der Regie des AG-Leiters Daniel Zischka und der Referendarin Henriette Fuchs haben die jungen Schauspieler den grotesken Einakter „Auf hoher See“ von Sladomir Mrozek einstudiert. 1961 hatte der polnische Dramatiker das Schauspiel erstmals auf die Bühne gebracht.

Drei Schiffbrüchige retten sich auf ein Floß. Sie haben Hunger. Und beschließen deshalb, dass einer von ihnen sterben muss und von den anderen gegessen werden darf. Doch wie sollte man das Opfer auswählen? Das Plädoyer für eine demokratische Abstimmung scheitern, als sich vier statt drei Zettel in der Wahlurne befinden und die Abstimmung daher für ungültig erklärt werden muss. Mit viel Sprachwitz und Situationskomik versuchen nun die drei Personen durch andere Argumente ihren Kopf und Kragen zu retten.

Schließlich wird es zu einem Kriterium, dass einer der drei Kandidaten als einziger noch eine Mutter hat und keine Waise ist. Da sein Leben offenbar besser als das der anderen ist, soll er „freiwillig“ sterben. Prompt kommt in dem Moment ein Briefträger angeschwommen und übergibt ein Telegramm. Dessen Inhalt: Jene Mutter ist gestorben. Somit werden die Karten wieder neu gemischt.

Diese unrealistische Komik wird noch getoppt, als der Briefträger ein zweites Mal angeschwommen kommt, weil er eine Empfangsbestätigung vergessen hatte. Und dann endet das Drama offen, kurz bevor die Opferung vollzogen wird, weil im Koffer noch eine Dose Essen gefunden wird…

Da die Anzahl der Schauspieler größer als die der Rollen ist, wechseln die Schüler die Rollen ständig durch, bleiben aber durch Utensilien wie Hut oder Brille erkennbar. Das erhöht den Reiz dieser Verbalschlacht, die auch noch durch Musik ergänzt wird. Am Anfang berauschen sich die kannibalischen Schiffbrüchigen an „Welcome to the jungle“ der Hard-Rock-Band Guns´n Roses. Die Idee, auch Vivaldi und einen Adele-Song miteinzubauen hatte Theaterleiter Daniel Zischka. Am Ende singt Emily Corbett passend die „Ballade von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens“ (Musik Kurt Weil, Text Bertolt Brecht).

Die Schauspieler Timur Baltaci, Neele Binder, Emily Corbett, Lorida Disha, Jagna Dobiasz, Franka Hellmann, Nora Herrmann, Josefine Junker, Martha Löschel, Jonah Mutschler, Laura Pilato, Charlotte Schmidtke, Kayla Tan und Selina Yildirim haben sich den lang anhaltenden Applaus verdient.

Birgit Schillinger

n der Schlussszene singt Emily Corbett eine Brecht-Ballade, schauspielerisch unterstützt von Nora Herrmann, Charlotte Schmidtke, Timur Baltaci, Laura Pilato, Neele Binder, Martha Löschel und Jagna Dobiasz.
n der Schlussszene singt Emily Corbett eine Brecht-Ballade, schauspielerisch unterstützt von Nora Herrmann, Charlotte Schmidtke, Timur Baltaci, Laura Pilato, Neele Binder, Martha Löschel und Jagna Dobiasz.
Lorida Disha, Charlotte Schmidtke, Laura Pilato, Jonah Mutschler  applaudieren dem Vorschlag von Franka Hellmann , während Martha Löschel kritisch zuhört.
Lorida Disha, Charlotte Schmidtke, Laura Pilato, Jonah Mutschler applaudieren dem Vorschlag von Franka Hellmann , während Martha Löschel kritisch zuhört.