27.11.24

Gedenkstättenfahrt der Klassenstufe 10 nach Natzweiler-Struthof – ein Bericht

Sie hatten sich sowohl im Geschichts-, als auch im Religions- und Ethikunterricht darauf vorbereitet, und dennoch waren die knapp 100 Schülerinnen und Schüler der Klassenstufe 10 des Hebel-Gymnasiums und ihre Lehrkräfte bei ihrer Gedenkstättenfahrt im Oktober 2024 nach Natzweiler-Struthof angesichts der Abgründe, die sich hier auftaten, sprachlos

Da die Nationalsozialisten im Jahr 1941 das Arbeitslager eingerichtet hatten, in dem die Häftlinge auf unmenschliche Weise Granit abbauen mussten, galt der erste Besuch der Gruppe dem nahegelegenen Steinbruch. Das Lager selbst, das nach der Zerstörung durch die letzte SS-Lagerleitung nach dem II. Weltkrieg Jahren teilweise wiederaufgebaut wurde, besuchten die Schülerinnen und Schüler begleitet von jeweils einer Lehrkraft in kleinen Gruppen. Mithilfe von Berichten und Zeichnungen Überlebender, Gerichtsprotokollen und zusammenfassenden Darstellungen machten sie sich dabei ein Bild vom Alltag im Lager, von den perfiden Unterdrückungsmethoden der Lageraufseher, von menschenverachtender Folter und Strafe und von Menschenversuchen, die der Medizinprofessor August Hirt von der Universität Straßburg unmittelbar neben dem Krematorium durchführte. Den Gedenkort, an dem die Asche der Ermordeten ausgestreut worden war, besuchten die Schwetzinger Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte ebenso wie das Dokumentationszentrum und das Museum zum Zentrallager Natzweiler-Struthof und seinen Außenlagern, in denen insgesamt zwischen 1941 und 1943 rund 52 000 Personen, vorwiegend politische Gefangene, inhaftiert waren. Den traurigen Abschluss des Gedenkstättenbesuchs bildete schließlich eine Gaskammer, die im Jahr 1943 in einem Nebengebäude eines ehemaligen Bauernhofs in der Nähe untergebracht worden war. Hier wurden chemische Kampfstoffe erprobt und außerdem 86 Jüdinnen und Juden vergast, um Anschauungsmaterial für eine Skelettsammlung zu erhalten. Angesichts der Konfrontation mit diesem beispiellosen Gräuel gab die gemeinsame Rückfahrt im Bus Gelegenheit zu einem ersten Austausch und zum Nachdenken über das Erlebte. Bei der Reflexion und Nachbereitung im Unterricht wurde schließlich auch über die Frage der Bedeutung des Besuchs einer Gedenkstätte nationalsozialistischen Unrechts gesprochen – und darüber, wie das an diesem Ort geschehene Unrecht künftig verhindert werden kann.

Die Klassenstufe 10 des Hebel-Gymnasiums mit den Lehrkräften Kerstin Bellemann, Wiebke Eschenhagen, Christiane Graf, Carolin Gutemann, Harald Paulsen, Ralf Slot und Vanessa Wehner

Harald Paulsen